Im Gespräch mit Oliver Benesch, creditPass, www.creditpass.de
Oliver Benesch, Dipl.-Kfm., ist als Produktmanager für die Online-Risikomanagement-Plattform creditPass verantwortlich. Über creditPass können Online-Händler alle relevanten Risikomanagement-Tools wie Kontosperrlisten, ComplianceChecks, Altersprüfung, GeoIP, Adress- und Bonitätsauskünfte aller renommierten Auskunfteien und Anbieter aus einer Hand beziehen. Als Konzentrator stellt creditPass des Weiteren über Schnittstellen zu verschiedenen Inkasso-Unternehmen ergänzende Leistungen wie Rücklastschrift-Bearbeitung, die komplette Übernahme des Zahlungsausfallrisikos und Inkasso-Verfahren zur Verfügung.
Herr Benesch, welche Entwicklungen sind im Risikomanagement derzeit feststellbar?
Die großen Online-Händler, die zu unseren Kunden zählen, haben im Risikomanagement bereits eine steile Lernkurve hinter sich. Sie wissen mittlerweile recht genau, welche Abfrage- und Entscheidungslogiken je nach Kundengruppe, Warenkorbwert, Produktgruppe und Zahlungsart das beste Kosten- Nutzen-Verhältnis liefern. Dadurch ist aber auch die Komplexität des Risikomanagements erheblich angestiegen, weil je nach Art der vorliegenden Bestellung unterschiedliche Arten von Risikoprüfungen durchgeführt und unterschiedliche Auskunfteien angefragt werden müssen.
Reicht die Einholung von Bonitätsinformationen bei einer Auskunftei denn nicht aus?
Zwar greifen die verschiedenen Anbieter oftmals auf dieselben Quellen wie beispielsweise öffentliche Schuldnerregister zurück, jedoch hat jede Auskunftei auch exklusive Informationen. Diese stammen aus den angeschlossenen Inkasso-Unternehmen, aber auch aus direkten Einmeldungen der jeweiligen Kunden. Der Anteil exklusiver Informationen liegt dabei teilweise weit über zehn Prozent.
Gerade im Bereich der mittleren und weichen Negativmerkmale unterscheiden sich die Datenbestände stark. Und genau diese Merkmale sind für den E-Commerce entscheidend, da bei aufkommenden Zahlungsschwierigkeiten erfahrungsgemäß zunächst Rechnungen aus Versandhandelsbestellungen nicht bezahlt werden. Miete und Bankkredite werden dagegen zunächst weiter bedient. Somit ist es gerade bei höheren Bestellwerten sinnvoll, auf mehr als nur eine Auskunftei zurückzugreifen. Denn häufig hat eine Auskunftei bereits Negativmerkmale gespeichert, während eine andere den Kunden noch als zahlungsfähig einstuft.
Ist die Abfrage von mehreren Auskunfteien nicht zu teuer?
Natürlich müssen dabei die Kosten im Auge behalten werden, da der Zukauf zu vieler Informationen von Auskunfteien unwirtschaftlich ist. Gerade bei kleineren Beträgen lohnt es sich oft nicht, umfangreiche externe Bonitätsinformationen einzukaufen. Bei größeren Beträgen sollten je nach individueller Situation des Händlers bzw. des konkreten Geschäfts die Auskunfteien ausgewählt werden, die für diese Situation die besten Ergebnisse liefern. Wir haben beispielsweise herausgefunden, dass manche Auskunftei bestimmte Kunden- und Warengruppen besser trifft als eine andere. Manche kennen mehr technikaffine Jugendliche, andere mehr weibliche Kunden auf dem Land.
Welche Rolle kommt Ihrer Plattform in diesem Umfeld zu?
Über creditPass ist eine Vielzahl von Anbietern von Risikoprüfungen aus einer Hand verfügbar. Darüber hinaus bieten wir selbst kleinen Händlern komplett individuell einstellbare Abfrage- und Entscheidungslogiken. Diese können jederzeit flexibel geändert werden, ohne dass sich die angeschlossenen Händler um die Entwicklung und Pflege von Schnittstellen kümmern müssen. Mittlerweile übernehmen wir auch das automatische Auslesen von Rücklastschriften, überführen diese in eine händlereigene Sperrliste und leiten offene Forderungen an Inkasso-Unternehmen weiter. Somit kann sich der Händler voll auf seine Kernkompetenz konzentrieren: Verkaufen!
Worin sehen Sie die größten zukünftigen Herausforderungen für Online-Händler?
Die Händler müssen sich darauf einstellen, dass sie zunehmend in einem globalen Umfeld agieren. Das bedeutet zum einen, dass der Eintritt in ausländische Märkte (insbesondere innerhalb Europas) eine immer wichtiger werdende strategische Option darstellt, um langfristig wachsen zu können. Das Risikomanagement muss einer solchen strategischen Neuausrichtung folgen und geeignete Dienstleister anbinden, die Bonitätsinformationen auch über ausländische Kunden beisteuern können. Auch die Prüfung von Sanktionslisten zum Beispiel der EU-Kommission (auch als ComplianceChecks bezeichnet, vgl. Abschnitt 7.2) wird in diesem Zusammenhang immer wichtiger.
Zum anderen ist zu beobachten, dass auch die Betrugsversuche aus dem Ausland immer mehr zunehmen. Damit Händler solche Betrugsversuche leichter erkennen können, prüfen wir im Händlerauftrag die Herkunft der IP-Adresse (so genannte GeoIP-Analyse) und bei Kreditkartenzahlungen die Herkunft des kartenherausgebenden Instituts. Stammt die IPAdresse aus einem Risikoland oder aus einem anderen Land als das kartenherausgebende Institut, könnte es sich um einen Betrugsversuch handeln (vgl. hierzu auch Checkliste 5-3).
Internet: www.creditpass.de